11 September – 3 Oktober 2020
Legendäre Parties in der Disco, dicht gedrängte Vernissagen und Konzerte, bei denen das Publikum dicht gedrängt gemeinsam Kunst erlebt – all das hätte es heuer im Mai gegeben, aber dann kam uns ein blödes Virus in die Quere. Ist das KOMM.ST 20 also ausgefallen? Jein. Wir haben es adaptiert und an die neuen Gegebenheiten angepasst. Denn gerade in Zeiten wie diesen wollen wir uns von einer Pandemie nicht unterkriegen lassen und unserem Publikum das Festival bieten, das es verdient hat. Alle Sicherheitsauflagen werden mehr als eingehalten und statt dem Frühling ist es heuer halt der Herbst geworden, in dem wir sie zu vielen Highlights in der Region Anger-Weiz begrüßen wollen.
Doch gleich zu Beginn sagen wir einmal Danke an alle Menschen, die uns in den letzten zehn Jahren so tatkräftig unterstützt und dazu beigetragen haben, dass es dieses Festival noch immer gibt. Wir bedanken uns mit der Ausstellung „Blicke um Anger“, in der wir einige dieser großen Unterstützerinnen und Unterstützer vor den Vorhang, beziehungsweise die Kamera holen. Martin Schoberer hat in den letzten Monaten Menschen fotografiert, die seit dem ersten KOMM.ST Festival 2011 immer bereit waren, uns zu helfen. Sie haben Veranstaltungen mitorganisiert, uns in ihren Lokalen singen und tanzen lassen, Künstlerinnen und Künstler bei sich zuhause aufgenommen und dafür gesorgt, dass eine ganz spezielle KOMM.ST-Familie entstanden ist. Außerdem begrüßen wir heuer zwei neue Theaterkollektive: Die Impro-Gruppe „Momentaufnahme“ wird beim Stixpeter für einen unvergesslichen Theaterabend zum Mitmachen sorgen, das „Planeten Party Prinzip“ im Zetzbochstüberl die Frage klären, wie man eigentlich ein Leben führt. An diesem Abend wird ein ganzes Leben durch Anleitungstexte und Performances durchgespielt, von der Geburt bis zum Tod. Und auch die „nest.treu.beschmutzer.innen“ liefern heuer wieder eine jetzt schon legendäre anarchistische Kunst-Politik-Wahnsinn-Performance ab. Im Schloss Külml beweist heuer das „Trio Infernal“ rund um den Akkordeonisten Christian Bakanic, dass man auf diesem Instrument viel mehr kann als Seemanslieder spielen. Wie gewohnt gibt es dort nicht nur musikalische, sondern auch kulinarisch hochklassige Produkte, auch heuer wieder von „BioHoch3“.
Bei einem anderen Jubiläum ist uns heuer nicht zum Feiern zumute, trotzdem oder gerade deshalb widmen wir ihm einen eigenen Schwerpunkt am Festival: Vor 30 Jahren begannen die Entwicklungen in Ex-Jugoslawien, die zu einem der schlimmsten Kriege des 20. Jahrhunderts führten. Wir nähern uns dieser historischen Zäsur mit zwei Veranstaltungen. Im Kunsthaus Weiz zeigt der in Slowenien geborene Fotograf Branko Lenart in seiner Ausstellung „Only YU“ ein Jugoslawien, das es nicht mehr gibt. Auf seinen zwischen 1965 und 1971 entstandenen Fotos sind Menschen zu sehen, die gar nicht ahnen können, welches Leid nur knapp 20 Jahre später über sie hereinbrechen wird.
Der Jugoslawienkrieg forderte über 100.000 Opfer. Mit Abstand die meisten davon hat Bosnien-Herzegowina zu beklagen. Um die furchtbaren Dinge, die dort passiert sind, dreht sich die Komposition „Die bosnische Tragödie“ von Berndt Luef, der das Stück mit dem Jazztett Forum Graz in der Pfarrkirche Anger aufführen wird, begleitet von Texten, die versuchen werden, diese Tragödie in Worte zu fassen.
Wir hoffen, Sie mit ein paar Monaten Verspätung auch heuer am KOMM.ST begrüßen zu dürfen.